Cookies – digitale „Kekse“ mit bitterem Nachgeschmack

Manchmal fühlt man sich als Internet-UserIn in Orwell’sche Welten versetzt: Kaum hat man (frau) sich bei Amazon nach neuen Sommerschuhen umgesehen, hagelt es plötzlich auf allen nachfolgend besuchten Internetseiten Reklame für Schuh-Versandhäuser. Das Gleiche kann Ihnen auch nach einer google-Recherche über ein bestimmtes Urlaubsgebiet passieren. Im Anschluss daran bekommen Sie nämlich Werbung für Flüge und Hotels. Im Internet gilt das (ungeschriebene) Gesetz: Ganz gleich, wonach Sie suchen – die hierzu passende Werbung kommt bestimmt!

Das von George Orwell beschriebene Prinzip des „Big brother is watching you!“ scheint bereits Realität zu sein. Und was die NSA kann, beherrschen google & Co. schon lange: Das Sammeln von Daten über das Verhalten ihrer Nutzer. Zwar werden die Daten hier in der Regel nicht personifiziert ausgewertet, sondern erst dann, wenn die Internet-Recherche kriminelle Hintergründe vermuten lässt. Lästig sind die Auswirkungen in Form ständiger Werbeeinblendungen trotzdem. Zudem drängt sich die unangenehme Frage auf, welche Daten denn noch von Dritten eingesehen und verwendet werden können.

Fakt ist: Fast alle Suchmaschinen und viele Betreiber von Websites sammeln Daten über ihre Kunden. Doch wie werden die Kundendaten gesammelt? Weshalb kann nach einer einfachen Internet-Recherche oder einem Klick auf eine bestimmte Seite die hierzu passende Werbung bei den Nutzern platziert werden? Des Rätsels Lösung sind meist „Cookies“ – auf Deutsch „Kekse“.

Hinter diesem niedlichen englischen Begriff verbergen sich kleine Dateien, die von den Website-Betreibern auf den Computern ihrer Nutzer abgespeichert werden. Das passiert (wenn es nicht von vornhinein durch die Benutzereinstellungen blockiert wurde) automatisch zwischen dem Browser des Nutzers und dem Webserver des Betreibers einer aufgerufenen Website. Cookies sind kurze Textinformationen, die von den Seitenbetreibern im Browser der Nutzer abgespeichert werden, um sie später (beim erneuten Aufruf einer Seite) wieder abrufen zu können.

Bevor nun Missverständnisse entstehen: Cookies sind keine Virenprogramme, sie versenden keine Schadsoftware und sie dienen auch nicht zum Versand von Spam. Manchmal sind Cookies sogar nützlich. Beispielsweise dann, wenn Sie in einem Online-Shop ein Produkt in den Warenkorb gelegt haben, dann aber doch noch in einem anderen Shop nachsehen wollen, ob der Artikel dort günstiger ist. Kehren Sie dann wieder in den ersten Shop zurück, ist Ihr Warenkorb noch vorhanden und Sie müssen den betreffenden Artikel nicht erst wieder suchen.

Auch wenn Sie sich in Mailprogrammen oder Sozialen Netzwerken einloggen wollen, leisten Cookies gute Dienste, indem sie sich Ihre Daten merken und Sie nicht jedes Mal bei der Anmeldung Ihre Benutzerkennung und Ihr Passwort neu eintippen (und sich merken) müssen.

Wie sind Cookies denn eigentlich beschaffen? Ein Cookie besteht aus einem Namen und einem Textwert. Es enthält bestimmte, genau definierte Eigenschaften. So legt beispielsweise die Lebensdauer des Cookies genau fest, wie lange es im Browser gespeichert bleiben soll. Fehlt diese Information, wird das Cookie beim Beenden des Browsers automatisch gelöscht. Gut zu wissen: Cookies sind immer an einen bestimmten Webserver gebunden. Damit wird sichergestellt, dass nur derjenige Webserver die Daten erhält, der das Cookie abgespeichert hat.

Soweit, so gut. All das wäre ja recht praktisch, wenn es nicht die übliche Ausnahme von der Regel gäbe: Die Drittanbieter-Cookies. Fast jedes Soziale Netzwerk und jeder Mailprovider blendet auf seiner Website Werbung von Drittanbietern ein. Diese bekommen Platz für ihre Anzeigen zugewiesen und füllen ihn in Eigenregie mit Inhalten. Der Knackpunkt: Diese Werbetreibenden können auch Cookies im Browser all jener Nutzer abspeichern lassen, die diese Seite aufrufen. Das passiert selbst dann, wenn Sie die Anzeigen gar nicht anklicken. Wenn Sie nun beispielsweise ein Postfach abrufen und gleich darauf ein weiteres bei einem anderen Anbieter, in dem die gleiche Anzeige geschaltet ist, werden diese Informationen miteinander verbunden. Nun wissen die Werbetreibenden, wo Sie überall Mail-Postfächer besitzen.

Das Gleiche passiert beim Abrufen von Online-Zeitungen, von Online-Shops, Informationsportalen etc. Sinn und Zweck dieser Aktionen: So lange die Cookies nicht abgelaufen sind oder gelöscht wurden, sieht man genau, welche Seite wann und wie oft aufgerufen wurde. Auf diese Weise entstehen Nutzerprofile, die sehr genaue Auskünfte über das jeweilige Surfverhalten geben. Ein Selbsttest ergab, dass beim letzten Aufruf meines gmx-Postfachs 13 Drittanbieter-Cookies gesetzt wurden. Sie wollen das auch einmal ausprobieren? Dann rufen Sie zum Beispiel diese „Cookie-Suchmaschine“ auf und geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein. Nun sehen Sie, wer sich noch alles für die Nutzer dieser Seite interessiert.

Der Handel mit Nutzerdaten aus dem Internet ist ein Riesengeschäft. Weshalb sind diese Informationen so wertvoll? Ganz einfach: Jede Internet-Suche, die bei google oder anderen Suchmaschinen durchgeführt wird und jeder Klick auf eine bestimmte Seite liefert Hinweise über die Interessen der Nutzer, also beispielsweise darauf, welche Produkte besonders gefragt sind und welche nicht. Firmen können anhand dieser Daten die Vorlieben und Wünsche ihrer Kunden auswerten und ihre Werbung gezielt danach ausrichten und platzieren – möglichst genau bei jenen Kunden, die als potentielle Käufer in Frage kommen.

Der amerikanische Unternehmer John Battelle bezeichnete die gesammelten Daten deshalb auch sehr treffend als „database of intentions“, also einer „Datenbank menschlicher Absichten“. Aus Firmensicht ein wunderbares Mittel zur Konsumforschung – für die Kunden meist eher lästig.

In Teil 2 „Digitale Kekse – aber bitte nur „kalorienarm!“ erfahren Sie, wie Sie sich vor unliebsamen Begleiterscheinungen durch Cookies schützen können.

Workshop-Termine zum Thema auf Anfrage.

Barbara Gruber-Stahl

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