Mit maßgeschneidertem Blended Learning ins Schwarze treffen

E-Learning ist an sich eine feine Sache: Mithilfe computergestützer Materialien kann man lernen, wann und wo man gerade mag. Das klingt toll, doch seltsamerweise werden sowohl E-Learning als auch Blended Learning (eine Mischung zwischen Präsenz- und Online-Lernen) als Methoden immer noch sehr zögerlich eingesetzt.

Das ist schade, denn so verschenken Firmen und Hochschulen hochwirksame Quellen der Weiterbildung – und auch viel Geld, das für Reisekosten und Raummieten ausgegeben werden muss. Dabei helfen in der Praxis so oft ganz einfache Tricks zum Erfolg.

Wenn alles schläft und einer spricht….das nennt der Mensch dann Unterricht!

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Wer kennt ihn nicht, den altbekannten Pennälerspruch? In diesem Satz liegt eine ganz wichtige Essenz der Aus- und Weiterbildung, die auch für E-Learning-Seminare gilt: Wenn die Inhalte nicht interessieren, schalten die Lernenden geistig ab! Dass ein Seminar die Teilnehmer nicht anspricht, muss jedoch nicht zwangsläufig an der Aufbereitung des Lernstoffs liegen.

Es eignet sich einfach nicht jede Lernmethode für jedes Thema und für jede(n) Lernende(n). Da heißt es vorher genau abzuwägen, bevor man auf eine bestimmte Methode, beispielsweise Blended Learning, setzt. Gerade beim Online-Lernen verlieren manche Teilnehmer den roten Faden, wenn sie nicht die genügende Portion an Selbstmotivation mitbringen und von den Dozenten entsprechend unterstützt werden.

E-Learning sollte nun keinesfalls als „Unterhaltungsprogramm“ missverstanden werden sollen. Gerade das Internet gilt ja für viele als bloßer Tummelplatz für „fun and entertainment“. In diesem Stil werden dann auch manche E-Learning-Seminare aufgebaut, die zwar lustig sind, bei den Teilnehmern aber keine nachhaltige Wirkung hinterlassen. Wichtig ist es, stattdessen die passende Mischung für einen Kurs zu finden, die sowohl Spaß macht, die Gehirnzellen in Schwung bringt aber auch das Erlernte so geschickt verankert, dass es später in der Praxis genutzt werden kann.

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Navigieren Sie Ihren Kurs geschickt, sonst riskieren Sie eine Bruchlandung

Häufig begegnen mir in der Praxis E-Learning-Seminare, die von begeisterten „Technik-Freaks“ zusammengestellt wurden. Es macht ja auch wirklich Spaß, alle möglichen Tools auszuprobieren und in ein Seminar einzubauen, die von einer Lernplattform zur Verfügung gestellt werden. Trotzdem sollte man sich hierbei als Online-Dozent manchmal etwas bremsen: Nicht alle Teilnehmer mögen beispielsweise ständig beim LogIn in ihr Online-Seminar zu Ratespielen verdonnert werden, von deren Lösung der Zugang zu weiteren Informationen abhängig ist. Werden die Kurse zu sehr überfrachtet und zu unübersichtlich, klinken sich die Lernenden irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes aus. Hier ist das entsprechende Fingerspitzengefühl bei den Lehrenden gefragt und Mut zur didaktischen Reduktion. Schließlich sollen ja die Teilnehmer und ihr Lernerfolg im Mittelpunkt stehen und nicht die Technik.

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Nicht die Technik beim Online-Lernen in den Mittelpunkt stellen, sondern die Menschen!

Hier sind wir nun beim für mich wichtigsten Punkt des Online-Lernens: Versetzen Sie sich bei der Planung geistig in Ihre Adressatengruppe und versuchen Sie vorab herauszufinden, welche Methoden und welche Lernszenarien diese Menschen ansprechen, damit Sie ein entsprechendes Baukastensystem für Ihren Online-Kurs parat haben. Nüchterne Techniker finden einen Chatroom für ihren Kurs vielleicht grundsätzlich weniger interessant als Berufsgruppen, denen der Austausch untereinander besonders wichtig ist. Müssen diese Techniker nun aber ein internationales Projekt zusammen stemmen, kann das schon wieder ganz anders aussehen. Deshalb:

Kommunizieren Sie mit Ihren Teilnehmern, sonst lehren Sie „ins Blaue“!

In Präsenzseminaren haben Sie als Trainer den großen Vorteil, dass Sie die Stimmung unter den Teilnehmern einigermaßen gut einschätzen können. Auch bei ausbleibenden verbalen Rückmeldungen, bekommen Sie doch jede Menge nonverbale Reaktionen mit und können nachfragen und gegensteuern. Diese Möglichkeit fehlt im Online-Lernen natürlich. Doch auch hier ist die Kommunikation enorm wichtig, denn Sie wollen schließlich auf die Bedürfnisse der Lernenden gezielt eingehen.

Wie soll das „online“ funktionieren? Hier zwei Beispiele: Zum einen können Sie als TrainerIn das Nutzerverhalten der Lernenden durch die entsprechenden Tools der Lernplattform mitverfolgen. Wenn Sie beispielsweise feststellen, dass sich die Hälfte der Kursteilnehmer schon seit zwei Wochen nicht mehr in das laufende Seminar eingeloggt hat, stimmt irgendetwas nicht. Zum anderen können Sie regelmäßig per Mail Feedback einholen, um bei Konflikten gegenzusteuern.

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Es darf gemeckert werden! Teilnehmer-Feedback ist auch im Blended Learning enorm wichtig…

Übrigens treffe ich immer wieder begnadete (Präsenzlehre-)Dozenten, denen es vor jeglichen Online-Lernszenarien graut, obwohl diese sich zur Vertiefung ihrer Lerninhalte so wunderbar eigenen würden. Das ist jammerschade! Es ist doch überhaupt kein Problem, wenn jemand sich nicht in die Bedienung einer Lernplattform einarbeiten möchte. Wenn Sie Ihr Haus umbauen wollen, holen Sie sich doch auch Fachleute zu Hilfe, bevor Sie alles selbst machen. Nutzen Sie die Vorteile des Web 2.0 und vernetzen Sie sich mit Menschen, die ein Faible für solche Dinge haben und die methodisch-didaktische Betreuung Ihrer Online-Seminare übernehmen. Die Inhalte liefern Sie – die Lernplattform betreut jemand anderes. Solche Trainer-Tandems von ganz unterschiedlichen Charakteren können ungemein bereichernd werden, wie ich in meiner eigenen Arbeit immer wieder erlebe.

Sie sehen: Nicht nur die Wahl der Inhalte, sondern auch die technische Umsetzung will für die jeweilige Adressatengruppe gut überlegt sein. Besonders die psychologischen Feinheiten können manch gutgemeinter Weiterbildungsmaßnahme den Erfolg rauben. Natürlich gibt es noch viele andere Faktoren, die für den Erfolg eines Online-Seminars wichtig sind, deren Aufzählung hier aber zu weit führen würde.

In einer wissenschaftlichen Arbeit habe ich anhand einer Fallstudie über eine Gruppe von Berufs-Wiedereinsteigerinnen beispielhaft untersucht, welche Aspekte bei der Planung und Durchführung eines Seminars zum beruflichen Wiedereinstieg besonders beachtet werden müssen und wo mögliche Gefahren lauern. Auf vielfachen Wunsch ist sie nun auch als Buch erhältlich:

Blended Learning im emotionalen Konstruktivismus: Seminarkonzeption zum beruflichen Wiedereinstieg von Müttern

von Barbara Gruber-Stahl

Buchbeschreibung: „Angesichts des drohenden Fachkräfte-Mangels in Deutschland erscheint es unverständlich, dass das Fachwissen von Menschen in der familienbedingten Berufspause immer noch ungenutzt verkümmert. Bestenfalls wird diese doch recht große Bevölkerungsgruppe – abgesehen von einigen vorbildlichen Wiedereingliederungsmaßnahmen – als „Stille Reserve“ des Arbeitsmarktes betrachtet. Aktuelles Fachwissen ist einer der wichtigsten Faktoren für einen erfolgreichen beruflichen Wiedereinstieg. Doch vielen Menschen fehlt für herkömmliche Weiterbildungsmaßnahmen schlichtweg die Zeit. Blended Learning, die Mischung zwischen Präsenz- und Online-Lernen, bietet hier einen enormen Vorteil gegenüber reinen E-Learning-Seminaren: Es kombiniert die Vorzüge persönlicher Lernsequenzen mit zeitlich und räumlich flexiblen Online-Phasen. Eine Revolution in der Erwachsenenbildung so schien es zumindest. In der Praxis bewirken viele Blended Learning-Maßnahmen – obwohl technisch ausgefeilt – dennoch nicht das angestrebte Ergebnis bei den Teilnehmern. Woran liegt das? Welche unsichtbaren Stolpersteine lassen eine perfekt geplante Weiterbildung scheitern? Aus Sicht der Autorin liegen die Gründe auf einer Ebene, die häufig nicht beachtet wird, die aber das beste Seminar zum Misserfolg bringt, wenn sie nicht thematisiert wird. In ihrem Buch untersucht sie den Einfluss emotional-konstruktivistischer Aspekte am Beispiel eines Seminars zum beruflichen Wiedereinstieg von Müttern. Eine Annäherung an die Adressatinnengruppe findet über Fallbeispiele aus der Praxis statt. Auf dieser Basis wird eine Seminarkonzeption erarbeitet, die von der Verfasserin in ihren Kursen längst erfolgreich umgesetzt wird.“

ScreenHunter_80 Jun. 25 16.43ISBN-10: 386924416X

Viel Erfolg mit Ihren Seminaren wünscht Ihnen

Barbara Gruber-Stahl

©Copyright: Barbara Gruber-Stahl 2018, alle Rechte vorbehalten für Bilder und Inhalte

 

 

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