Schreckgespenst Mathematik: Es muss nicht immer Nachhilfe sein
Oft geht es schon wenige Wochen nach den Sommerferien los mit dem Dauerbrenner innerfamiliärer Diskussionen: schlechten Noten. Erscheint dann zusätzlich noch die Nutzungsdauer neuer Medien durch die Sprößlinge umgekehrt proportional zu ihrem Lerneifer, ist der Ärger vorprogrammiert. Die digitale Verlockung ist riesig und in der Altersgruppe der 12 bis 19-Jährigen herrscht mittlerweile nahezu Vollversorgung beim Zugang zu internetfähigen Geräten wie Smartphones, Tablets oder PCs. Nur wenige Erziehungsberechtigte bleiben in dieser Lage tiefenentspannt beim Anblick ihrer gefühlt dauerdaddelnden jungen Internetnutzer.
Nachhilfe ist nicht ganz billig und muss erst einmal zeitlich in den familiären Wochenplan eingebaut werden. Doch wieso sollte man die Vorliebe der Kids für neue Medien nicht auch einmal trickreich für „pädagogisch wertvolle“ Ziele einsetzen? Schließlich lernt man im Pädagogikstudium, dass die Vermittlung von Wissen umso besser funktioniert, je mehr man sich der Sprache und Lebenswelt der Lernenden annähert.
Was liegt also näher als das Medium „Videostreaming“? Viele Erwachsene wissen gar nicht, dass auf der populären Plattform Youtube nicht nur lustige Filme und Musik, sondern auch ein breites Spektrum an Lernvideos angeboten werden. Wir haben zum Thema Mathematik (dem Schreckgespenst vieler Schüler) ein wenig recherchiert und einige der fachkundigen Youtuber von interessierten Jugendlichen testen lassen.
Bevor wir unsere Favoriten vorstellen ein kleiner Hinweis: Natürlich ersetzt auch ein stundenlanges Anschauen von Lernvideos keinen echten Unterricht. Hinzu kommt noch ein ganz wichtiger Aspekt, der für jede Art von Unterricht gilt: wenn man sich nicht mit den gezeigten Inhalten geistig (z.B. in Form von Übungsaufgaben) auseinandersetzt, bleibt auch nicht viel davon im Gehirn hängen.
Deshalb: Wer absolut keinen Bock aufs Lernen hat und wem es egal ist, ob er/ sie sich in einem Fach ein wenig verbessert, kann auf diese wie auch auf jede andere Form der Nachhilfe verzichten. Intrinische Motivation nennt man das. Wenn sie fehlt, nützt auch alles andere nichts, denn dann sind alle Türen und Fenster zum Oberstübchen fest verriegelt.
Alles klar? Dann geht es los mit unseren Favoriten:
1. MathemaTrick
Unser absoluter Favorit sind die Mathe-Tutorials von MathemaTrick, einem Pseudonym hinter dem die junge, sympathische Diplom-Mathematikerin Susanne Scherer steht. Selbst wer bereits eine handfeste Abneigung gegen dieses Fach entwickelt hat und beim Anblick von Formeln und Gleichungen weiche Knie bekommt, ist auf diesem Kanal gut aufgehoben. Ruhig, verständlich und mit merklicher Begeisterung werden bei Frau Scherer sogar die kniffligsten Themen der Mathematik erklärt. Sie verwendet moderne Präsentationstechniken und die Videos sind technisch und fachlich hervorragend gemacht. Die Auswahl der angebotenen Themen sucht ihresgleichen und es werden jede Woche neue, vertiefende Videos produziert und online gestellt. Hier geht es absolut ins Detail! Insbesondere für Schüler in der Oberstufe deshalb eine klare Empfehlung unserer Tester!
2. Lehrer Schmidt
Mit über 1.500 Lernvideos auf Youtube ist Lehrer Schmidt den geplagten Schülern in verschiedenen Unterrichtsfächern eine Hilfe. Deutsch, Physik und Mathematik sind seine Schwerpunktthemen – letztere beginnen bereits mit dem Unterrichtsstoff für Grundschüler. Ein sehr breites Spektrum mit Erläuterungen zu den Grundlagen der Mathematik und weiterführenden Detailvideos. Einziger Wehmutstropfen: die sehr „schulmäßige“, immer gleiche und eher konventionelle Gestaltung der Videos. Für Schüler der Oberstufe ist dieser Videokanal aufgrund der Themenauswahl nur noch bedingt geeignet. Bis zur Mittelstufe für Schüler (und Eltern) eine tolle Unterstützung!
https://www.lehrer-schmidt.de/
3. The Simple Club
Einer der beliebtesten Lernkanäle auf Youtube. Das Themenspektrum ist riesig und erstreckt sich über diverse Schulfächer. Hier geht es zwar fachlich zur Sache, doch die Aufbereitung und Sprache der Videos zielen mit lustigen Graphiken und schnodderigen Sprüchen genau auf das jugendliche Publikum ab. Im Gegensatz zum oft staubtrockenen Präsenzunterricht darf hier gerne gelacht werden. Solche „Aufwecker“ bauen nicht nur Lernblockaden ab, sondern sprechen die Lebenswelt junger Zuschauer vermutlich viel besser an als abstrakte, von Erwachsenen erdachte Schulbücher. Unseren Testern aus der Oberstufe gingen die Videos zum Fach Mathematik teilweise nicht ausreichend genug in die Tiefe. Ein weiterer Nachteil vom Simple Club ist das flotte Tempo der Videos, das auch bei komplizierten Themen beibehalten wird. Die Produzenten weisen darauf hin, dass man in solchen Fällen die „Pause“-Taste betätigen oder die Videos mehrmals ansehen soll.
Leider setzt diese Plattform seit einigen Monaten verstärkt auf die bezahlpflichtige Lernapp. Viele Videos können aber nach wie vor kostenlos aufgerufen werden.
Lernvideos eignen sich generell auch hervorragend für Eltern, die mit jüngeren Kindern den Schulstoff gemeinsam wiederholen wollen. Leider sind viele Schulbücher unter diesem Aspekt komplette Fehlanzeige. Verschwurbelte, knochentrockene Texte und lebensferne Beispiele erwecken nicht nur bei jugendlichen Lernern weder Interesse noch Verständnis für ein Thema. Denn, ganz ehrlich: selbst viele Erwachsene steigen aus, wenn die Erläuterungen im Physikbuch mit dem Satz beginnen: „Sie bauen sich in Ihrem Garten ein 10 Meter hohes Pendel ….“
Unser Fazit: Wer sich besser auf Schulaufgaben vorbereiten, das Gelernte vertiefen oder einfach nur besser im Unterricht mitkommen möchte, sollte unbedingt einen Blick in die Lerntutorials auf Youtube werfen.
Mit unseren Tipps wollen wir lediglich eine kleine Orientierungshilfe bieten. Falls Sie andere Lernvideos zu diesem oder zu anderen Fachgebieten kennen und empfehlen möchten, nutzen Sie doch bitte die Kommentarfunktion für Ihre Tipps!
Ihr Team von Sherlock Bit
P.S. Wenn Sie wissen möchten, was Kinder und Jugendliche am Internet so fasziniert, buchen Sie doch einen unserer Workshops und treten Sie mit uns gemeinsam die Reise ins WordWideWeb an.
(Fotos: Pixabay)
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